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Persönliches Informations-Management |
Wer sich im Internet auskennt, geschickt ist
im Umgang mit Suchmaschinen, erfahren in der Nutzung von Mailinglisten1,
Newsgroups2 und online-Foren3 und
die für das eigene Fachgebiet interessanten Newsletter4 kennt,
der wird in der Flut der (kostenlosen) Informationen förmlich
ersticken und neben den vielfältigen Recherchen und der Materialverwaltung
gelegentlich versäumen, mit der Arbeit anzufangen: Ergebnisse
sichten, bewerten, aufbereiten, nutzen.
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So interessiere ich mich als Freiberuflerin
für die inhaltliche Weiterentwicklung meiner Schulungsinhalte,
methodische/didaktische Fragen, den Themenbereich Akquisition und
Marketing, daneben natürlich Finanzen, Buchhaltung und Steuern
und Fragen des Selbstmanagement. Zuweilen suche ich eine bessere
Versicherung, einen preiswerteren Telefonanbieter, eine günstige
Urlaubsreise, Informationen über einen neuen Geschäftskontakt
etc., denn es gibt ja so vieles, das mit dem Internet schneller und
leichter geht als früher. Früher, wie war das doch gleich:
Für eine Telefonnummer in München haben wir die Auskunft
angerufen, neue Literatur haben wir uns im Fachbuchhandel angesehen,
wissenschaftliches Material in umfangreichen Bibliothekskatalogen
recherchiert, wir hatten allen Grund genau zu überlegen, ob
der Weg dahin eigentlich lohnt. |
Die vielen kostenlosen Angebote im Netz verführen
viele Internet-Nutzer dazu, erst mal zu holen und zu abonnieren;
die Sicherung erfolgt über das Lesezeichenverzeichnis, Downloads
auf die eigene Festplatte, Ausdrucke, E-Mail-Archive, notfalls über
die Zwischenablage in eine Word-Datei. Das Sichten der Ausbeute hat
dann Zeit bis das Problem/ die Fragestellung/ der Auftrag aktuell
wird – falls es jemals wirklich aktuell wird. Beim Aufräumen
von Festplatte und Papierablage stellt man zuweilen fest, dass so
manche Recherche wohl eher dem Selbstzweck gedient hat, denn so manche
Unterlage verschwindet später ungelesen und ungenutzt im realen
oder digitalen Papierkorb. Den Auftrag, für den das Material
wichtig gewesen wäre, hat man nicht bekommen, die Prioritäten
hatten sich verändert und aufgrund von Zeitknappheit trat manches
spannende Thema eben doch wieder in den Hintergrund. Oder der Auftrag
wurde aktuell und Datei- und Ordnername, in dem die Informationen
abgelegt worden waren, ist nicht mehr erinnerlich, vielleicht ist
das Material auch schon auf eine Archiv-CD gebrannt, um die Festplatte
zu entlasten. Oder – der Gründe gibt es also viele – die
Informationen sind bereits veraltet, wenn man sie braucht. |
Das Problem trifft aus meiner Sicht in besonderem
Maße Freiberufler, die an verschiedenen Themen gleichzeitig
arbeiten, manches nur kurz-, anderes längerfristig verfolgen.
Auch wer nicht soo sehr zu den Jägern und Sammlern zählt,
hat ständig wachsende Entscheidungskonflikte, welche bzw. wie
viele Newsletter für die eigene Arbeit nicht nur relevant sondern
auch wesentlich sind, welche bzw. wie viele Mailinglisten sich wirklich
lohnen und in welchen Newsgroups die interessanten Kollegen bzw.
potentiellen Geschäftspartner anzutreffen sind. |
Auch technische Hilfen – Software und Tools – bieten
nicht unbedingt die erwartete Unterstützung: Während unsere
Festplatten immer größer werden und die Funktionsvielfalt
der genutzten Software ständig wächst, wächst zugleich
die Versuchung, immer mehr Material zu horten und gleichzeitig immer
mehr verschiedene Hilfen und Mittel einzusetzen. Die Programme haben
oft ihre Tücken, das was man wirklich braucht, können sie
häufig nicht. |
Folgende Strategien und Vorgehensweisen helfen, die Informationsflut
auf ein sinnvolles Maß einzudämmen und den Nutzwert der
eigenen Recherchen und Archive zu erhöhen: |
Klare Ausgangsfrage
Machen sie sich zu Beginn Ihrer Recherche klar, was Sie wissen wollen und wofür.
Seien Sie aufmerksam, wenn sich im Laufe der Recherche neue Aspekte ergeben.
Neue Aspekte könnten sein, dass
- das Thema von Fachleuten unterschiedlicher Richtungen behandelt wird, und sich
entsprechend vielseitige Hinweise und Fundstellen auftun;
- zu dem Thema eine unerwartet große Materialfülle vorliegt (eigene
Fragestellung besser eingrenzen);
- das Thema bereits von sehr vielen Kollegen erfolgreich besetzt wird (was unterscheidet
mich von dieser Konkurrenz, warum sollte auch ich mich mit dem Thema beschäftigen). |
Setzen Sie Prioritäten
Es gibt ja so viele interessante Dinge im Leben und im Netz, aber wer mit einem
elementaren Zeit- und Selbstmanagement die eigenen Prioritäten und Ziele
gewichtet hat, kann eine neue Recherche leichter beenden oder auch unvollendet
abbrechen. Lassen Sie sich nicht dauern verführen, ein neues Geschäftsfeld,
ein neues Projekt oder ein neues Thema zu beginnen, außer Sie suchen
das wirklich. Behalten Sie die vorhandenen Prioritäten im Blickfeld. |
Unterscheiden Sie beruflich von persönlichen Fragestellungen
Die Unterscheidung hilft, Arbeitszeit von Hobby zu trennen, auch wenn sie beides
an demselben Schreibtisch realisieren. Manche Recherche bzw. Surftour, die
einen beruflichen Ausgangspunkt hatte, folgt relativ bald persönlichen
Interessen und Neigungen. Dagegen ist nichts einzuwenden, sollte Ihnen aber
bewusst sein ;-) Ein Abgleich mit persönlichen Zielen kann natürlich
lohnen. |
Nutzen Sie vorhandene Archive
Es kann schneller gehen, eine Information erneut bei Google®5 zu
recherchieren als den Download von damals auf der eigenen Festplatte wiederzufinden.
Es kann auch sein, dass die Information zu dem Zeitpunkt, wenn sie tatsächlich
benötigt wird, online in viel besserer Form vorliegt. Natürlich ist
ebenso möglich, dass die Information zu diesem Zeitpunkt nicht mehr bereitsteht
oder nur noch kostenpflichtig. Alles ist möglich. Etwas Gelassenheit kann
helfen. Es kann effektiver sein, sich Links zu guten online-Archiven zu notieren
und die dort vorhandenen gut gepflegten Informationen jeweils zeitnah zu nutzen,
anstatt von dort Material zu drucken oder in anderer Weise zu sichern. |
Räumen Sie auf
Wer viel surft und recherchiert und wenig auswertet, läuft Gefahr, dieselbe
Information mehrfach zu suchen, zu finden und zu sichern. Regelmäßiges
Aufräumen der eigenen Festplatte, Notizen und Bookmark-Verzeichnisse hat
schon manches erstaunliche Fundstück zu Tage gefördert, nebenbei steigt
die Übersicht und zuweilen das Erfolgserlebnis, mit was man sich schon alles
beschäftigt hat. |
Überdenken Sie regelmäßig Ihre Ordnerstrukturen
Der erste Name, den ein Ordner bekommen hat, ist nicht unbedingt auch langfristig
passend. Sprechende Dateinamen sind ein wertvolles Hilfsmittel, gute Kenntnisse
von Dateiorganisation sind in jedem Falle hilfreich. Es hat sich bewährt,
einen Ordner ‚aktuelles’ einzurichten. Dort liegen als Unterverzeichnisse
die aktuellen Themen. Spätestens wenn ein Projekt abgeschlossen oder auch
zeitlich zurückgestellt wird, wandern die zugehörigen Materialien
mit aussagekräftigen Dateinamen an einen passenden Ort. Auch die gesamte
Systematik sollten Sie gelegentlich überdenken. Nicht alles hat sich so
entwickelt, wie es einmal geplant war. |
Schaffen Sie Übersicht in Ihren Lesezeichen6
Die Struktur eines Lesezeichenverzeichnisses ist etwas ganz individuelles, entsprechend
fällt es schwer, hier allgemeine Hinweise zu geben. Die von den Programmen
vorgegebenen Ordner lösche ich grundsätzlich. Lesezeichenordner,
die ich im Alltag nicht mehr nutze, werden zu einem Unterordner von 'alte Recherchen'.
Manche URL könnte man sich auch auswendig merken, anstatt sie zu verwalten.
So wie viele Leute heute keine Telefonnummern mehr auswendig können, weil
ja das Telefon die Nummern speichert, stehen wir zunehmend auf Kriegsfuß mit
URLs. Es ist schon richtig, dass man mit einem Klick auf das Lesezeichen die
Möglichkeit des Vertippens ausgeschaltet hat, doch in der Praxis muss
man die vorhergehenden Klicks beim Ansteuern des Lesezeichens auch berücksichtigen.
Auch hier gilt: Manchmal ist Google® schneller und einfacher als eine umfangreiche
Lesezeichensammlung, die schließlich Pflege braucht. |
Drucken Sie mit System
Ein Ausdruck aus dem Internet enthält automatisch URL und das Druckdatum.
Für Ausdrucke aus einem Textverarbeitungsprogramm lohnt es sich, grundsätzlich
eine Dokumentvorlage zu nutzen, die den Dateinamen, den Dateipfad und das Druckdatum
ebenso mit ausdruckt. Wenn der Test ursprünglich aus dem Internet kommt,
ist es nützlich, über die Zwischenablage auch die URL in das Dokument
mit einzufügen. |
Erstellen Sie kommentierte Linklisten
Wenn es nur digitale Informationen zu verwalten gibt, bleiben die Dinge eigentlich überschaubar.
Doch wie nehme ich das Buch im Regal, die Unterlagen im Ordner in das digitale
Archiv mit auf? Ich habe mir angewöhnt, bei der Auswertung von vielseitigem
Material mit kommentierten Linklisten zu arbeiten. Das geht natürlich gut
in HTML – hier kann bereits die Datei mit den Lesezeichen genutzt und weiterentwickelt
werden – als auch in Word. Die Links in der Datei verweisen auf Dateien
im Internet und auf Dateien auf der eigenen Festplatte7.
Zusätzlich mache ich mir Notizen über die Qualität der Materialien
und hier kann ich wunderbar auch Querverweise zu analogen Materialien anbringen |
Darüber hinaus bieten verschiedene Software-Produkte
durchaus Hilfen im Netz der eigenen Daten, doch der Einsatz will
wohl überlegt sein. Nicht immer bietet mehr Technik mehr Übersicht.
Möglicherweise ist das vielversprechende Produkt überdimensioniert
für Ihre Zwecke (zu viele Knöpfe und Klicks bis zu Ihrer
Anwendung), es kann aber auch sein, dass Sie für den erfolgreichen
Einsatz der Software so viele gewachsene Strukturen und Gewohnheiten ändern
müssten, dass Do-it-yourself effektiver ist. |
Einfache E-Mail-Programme können häufig
viel mehr, als der oberflächliche Anwender vermutet, sie beherrschen
z.B. vielfältige Suchfunktionen, E-Mail-Filter, Verwendung der
Signaturfunktion für Textbausteine u.v.m.; eine Darstellung
der Möglichkeiten und Funktionsweisen im Einzelnen würde
hier den Rahmen sprengen. |
Die Autorin bietet ab Oktober 2003 in Zusammenarbeit
mit Data Solution einen
Online-Workshop zu den hier aufgeworfenen Fragestellungen an |
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Artikel für die Zeitschrift
Der
Fachjournalist
März 2003 |
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Fußnoten
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1 Eine Mailingliste sendet Nachrichten
an die
E-Mailkonten der angemeldeten Mitglieder. Eine Technik für Diskussionen
per E-Mail. |
2 Newsgroups stehen
auf (speziellen) (News-)Servern zum Lesen bereit. Beliebige Personen
können sich die Nachrichten von dort mit einem Newsreader (auch
Outlook Express und Netscape Messenger sind geeignet) von dort herunterladen
und selber Nachrichten dorthin senden (bereitstellen). |
3 Foren stellen die Nachrichten (Diskussionsbeiträge)
direkt auf Webseiten für die Öffentlichkeit bereit. |
4 Newsletter sind elektronische Zeitschriften,
die per E-Mail versandt werden |
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5 http://www.google.com.
Zur Zeit die Suchmaschine mit der größten Reichweite im
Internet. |
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6 Mehrere Synonyme für dieselbe Sache: Lesezeichen
ist die Bezeichnung in der deutschen Version von Netscape, in der englischen
Programmversion sind es 'Bookmarks', beim MS Internet Explorer ist
von 'Favoriten' die Rede. |
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7 Link auf eine eigene Datei einfügen
in Word: Wort markieren => einfügen => Hyperlink => Datei
=> Datei ansteuern. |
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